Jobst Bittner, Die Decke des Schweigens
In seinem Buch, Die Decke des Schweigens befaßt sich Jobst Bittner in einer neuen Art und Weise mit den Greueltaten und den traumatsichen Erlebnissen des Holocausts. Dabei geht es ihm nicht darum, erneut über die schrecklich Geschehnisse während des dritten Reiches zu berichten. Vielmehr beschreibt er ohne dabei irgendjemanden zu verurteilen oder zu irgendetwas verpflichten zu wollen über das Phänomen des Schweigens, des Schweigens über Dinge, die schier unaussprechlich sind, weil das Erschrecken darüber zu groß ist. Jobst Bittner nennt dieses Phänomen „Die Decke des Schweigens“ und erklärt in seinem Buch genauestens, was er darunter versteht, nämlich nicht nur das Vertuschen von Verbrechen, sondern die Unfähigkeit (selbst) Erlebtes in Worte zu fassen.
Dabei ist es in gewisser Weise sekundär, ob es um das Schweigen der Täter oder um das Schweigen der Opfer geht. Auch, wenn das Schweigen, Folge eines Traumas ist, das eine Person, eine Generation oder eine Nation erlebt hat, so kann man mit Recht behaupten, dass dieses Schweigen selbst zum Problem wird, selbst zu einer Bastion wird, selbst zu dem wird, was Jobst Bittner die „Decke des Schweigens“ nennt. Die Wissenschaft hat längst erkannt, dass von den Eltern erlebte Traumata an Kinder weitergegeben werden. Auch die Decke des Schweigens vererbt sich nicht nur von Generation zu Generation, sondern wird auch selbst wieder Auslöser von neuen Problemen,(Kinder fühlen sich abgelehnt, weil Eltern unfähig sind, sich gegenüber ihnen zu öffnen). Grund genug also, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.
Aber Jobst Bittner läßt es nicht dabei, die „Decke des Schweigens“ zu beschreiben, er bietet auch ganz konkrete Ansätze an, wie die Decke des Schweigens zerbrochen werden kann. Anhand der Kapitel kann man die Spur erkennen die in diesem Buch verfolgt wird.
- Die Geschichte einer ehemaligen Nazi – Stadt
- Woher kommt die Decke des Schweigens?
- Die Decke des Schweigens
- Die schweigenden Generationen – Die Opfer
- Die schweigenden Generationen – Die Täter
- Können wir (noch) stellvertretend Buße tun?
- Wie die Decke des Schweigens zerbrochen werden kann
- Der Marsch des Lebens
Beim Lesen fällt auf wie behutsam Jobst Bittner sich dem Thema nähert ohne deswegen ein Blatt vor dem Mund zu nehmen. In der Einleitung schreibt er das die Entstehung dieses Buches, sich über mehrere Jahre hingezogen hat. In der Tat merkt man dem Buch an, das es kein schneller Wurf ist, sondern das Ergebnis ausgereifter Überlegungen, gewissenhafter Recherchen und sorgfältiger Bearbeitung.
Abschließend bleibt zu sagen, dass dieses Buch im wahrsten Sinne des Wortes lesenswert ist. Da auch christliche Begriffe, wie Sünde und Schuld, und christliche Vorgehensweisen wie Vergebung und Buße plausibel erklärt werden ist es auch geeignet für den Leser jedweder Glaubensrichtung, der sich auf umfassende Art und Weise mit der „Decke des Schweigens“ auseinander setzen will.
Weitere Infos, Leseprobe und Bestellung unter www.diedeckedesschweigens.de
Jobst Bittner, Die Decke des Schweigens, erschienen im TOS Verlag
ISBN: 9783981244175
Bestell-Nr: 880717
320 Seiten
Preis: 16,95 €
26. November 2011 um 17:59
Die Kapitel des Buches zeigen den Weg, auf den der Autor mit seinem Leser geht. Es ist beeindruckend, wie sich beim Lesen angestaute Fragen wie von selbst beantworten. Da ist zum Beispiel die Frage, sind wir nach sieben Jahrzehnten denn heute immer noch mit Opferblut besudelt? Und da ist auch die Frage nach der heutigen besonderen Verantwortung für Israel.