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Ich besprach heute überraschenderweise den Beginn von Goethes „Faust“, nämlich den Versuch des Titelhelden, den ersten Vers des Johannes-Evangeliums neu zu übersetzen und ihn dabei seinen eigenen Empfindungen und seiner Vorstellung anzupassen, und das war kein Verriss… Zwar darf man natürlich das Wort Gottes nicht an die eigenen Vorstellungen angleichen, sondern sich vielmehr selbst davon verändern lassen. Dennoch merkte ich, dass ich die Gedanken des Faust durchaus nachvollziehen kann (vorallem Zeile 3: „ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen“) und auch den weiteren Gedankengang. Das Erlebnis des eigenen Lebens beginnt ja nicht mit Worten, sondern mit einer Zeit, an die man sich gar nicht erinnern kann, wo man sich zunächst auch nicht sprachlich verständigte und in der Gefühle und andere nichtsprachliche Kräfte (sog. „frühkindliche Erlebnisse“) eine viel größere Rolle zu spielen scheinen. Hier scheinen die eher unspezifischen Begriffe „Sinn“ (oder „Sinnlosigkeit“) und „Kraft“ (bzw. „Trauma“), auf die Faust dann kommt, viel einleuchtender für den Beginn der Dinge. Deshalb kann man sich ja auch die Entstehung der Welt als Evolution aus unspezifischen Substanzen und Kräften  über Jahrmillionen hinweg irgendwie besser vorstellen (was heißt: vorstellen!? – man kann das besser „nachfühlen“) als die Schöpfung, bei der Gott eben spricht und aus dem Nichts eben die Sachen „fertig hinstellt“. Oder? Allerdings bleibt Faust interessanterweise nicht bei „Sinn“ oder „Kraft“, – diese Unspezifischkeiten scheinen ihm dann doch nicht geheuer – und endet schließlich bei: „am Anfang war die TAT“. Und diese Übersetzung ist nun wirklich erhellend und scheint ihm mit Blick auf das Alte Testament ja auch recht zu geben: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde!“ – wenn das keine Tat ist.
Allerdings bezieht sich der Bibelvers aus dem Johannes-Evangelium auf einen FRÜHEEN „Zeitpunkt“ (wenn man das überhaupt so sagen kann) als der Bibelvers aus 1. Mose. BEVOR Gott die Welt schuf, war das Wort schon da. Deswegen heißt es gleich im zweiten Vers des Joh.-Ev. auch: „Alles ist durch das Wort gemacht“.  Dasselbe findet sich auch an vielen weiteren Bibelstellen, z.B. im Propheten Jesaja (51.19), wo es heißt: „Ich habe meine Worte in deinen Mund gelegt (…), um die Himmel aufzuschlagen und die Grundfesten der Erde zu legen und zu Zion zu sagen: Mein Volk bist du!“ – Hier kommt noch die Erwählung des Volkes Gottes hinzu, die wie die Schöpfung schon vorher im Wort Gottes bestand. Aber dass das Wort GESPROCHEN wird wird und die Dinge hervorbringt, ja ganz elementar zunächst, dass das Wort „Fleisch ward“ (Johannes-Ev. 1,14) – das sind eben durchaus auch die TATEN Gottes (nicht irgendwelchen unspezifischen Sinnhaftigkeiten oder Kraftwirkungen), sondern diese konkrete TAT, mit der alles für uns beginnt.

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