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Der Zug der Erinnerung auf dem Tübinger Hauptbahnhof

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Vom 25.11.2007 bis zum 27.11.2007 war auf dem Tübinger Hauptbahnhof eine Wanderausstellung zu sehen – der Zug der Erinnerung. Diese Wanderausstellung hat zum Ziel, auf das Schicksal einzelner, vor allem jüdischer Kinder und deren Familien aufmerksam zu machen, die während des zweiten Weltkriegs zwischen 1940 und 1945 aus ganz Europa in die verschiedenen Vernichtungslager der Nationalsozialisten wie z.B. Auschwitz verschleppt und ermordet worden sind.

Der Zug der Erinnerung geht auf eine private Bürgerinitiative zurück und finanziert sich rein auf Spendenbasis. Die Ausstellung selber ist in zwei Eisenbahnwaggons untergebracht, die von einer historischen Dampflokomotive zum jeweiligen Ausstellungsort gezogen werden. Die Ausstellungswände sind mit großen Bildern der verschleppten Kinder, ihrer Familien und Freunde beklebt. Von jedem Kind sind Name und Schicksal bekannt, welches ausführlich beschrieben wird.

Auf dem Weg zur Ausstellung war mir ganz schön mulmig zumute. Es war kalt, sehr windig und regnerisch. Der Regen prasselte mir ins Gesicht. Für RADIO helle welle habe ich den Ausstellungsbegleiter sowie einige Besucher interviewen können. Die meisten meiner Interviewpartner haben selbst Vorfahren wie Großväter oder Väter, die in der Wehrmacht waren oder deren Verwandte wiederum erlebt haben, wie Freunde „abgeholt“ wurden, von denen man dann nie wieder etwas gehört hat.
Viele waren sehr erschüttert und betroffen über die Ausstellung und erzählten häufig sehr detailliert darüber, welche familiären Berührungspunkte sie mit der Ära und den Geschehnissen des Nationalsozialismus haben.

Am meisten berührt und nachhaltig beschäftigt hat mich allerdings die Begegnung mit einem älteren Herrn, ca. 75 – 80 Jahre alt. Dieser Herr wollte auf meine vorsichtige Anfrage nichts für das Radio sagen, weil er, wie er sagte, zu sehr getroffen sei durch diese Ausstellung. Er hätte so viele Verwandte während des Krieges verloren. Mit Tränen in den Augen verließ er den Ausstellungswaggon. Ohne Mikrofon ging ich ihm hinterher und fragte ihn, ob er Jude sei – was er bejahte. Nun kamen auch mir die Tränen.
Der ältere Herr erzählte mir, dass er im Bundesarchiv in Koblenz eine lange Liste einsehen konnte. Eine Liste, auf denen viele mit ihm verwandte Personen verzeichnet waren, die alle in Konzentrationslagern ermordet wurden. Betroffen begannen wir ein kurzes persönliches Gespräch, bis wir uns, immer noch mit Tränen in den Augen, mit einem Händedruck verabschiedeten. Wie viel persönliches und unfassbares Leid musste dieser jüdische Herr erfahren haben?

Mehr über die weiteren Stationen sowie die Hintergründe der Ausstellung kann man unter www.zug-der-erinnerung.eu abrufen.

3 Kommentare

  1. Super, dass Du da warst, Joachim. Ich bin gespannt, die Aufnahmen zu hören.

  2. Pingback: No Nazi

  3. Die Wanderausstellung „Zug der Erinnerung“ ist zur Zeit in Berlin zu sehen: http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/16092

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